Arme Lehrer; Psychologie braucht's!

Leid tun können sie einem, die Lehrer. Frischgebacken von der Uni werden sie unvorbereitet der Schülermeute überlassen. Darauf hat sie niemand vorbereitet. Pädagogik, Didaktik, alles gut und schön, doch Rezepte für pubertierende, schwierige, provokante, verhaltensauffällige Kinder haben sie nicht dabei. Dann kommen die Kinder mit Migrationshintergrund, und dann kommt noch die Inklusion. Die ganze Überforderung der heutigen Schule erleben sie mit einem Schlag.

Ratlosigkeit und Frust sind die Folge. Anfechtungen haben sie. Ob das wohl der richtige Beruf sei, den sie hier gewählt haben, fragen sie sich.

Sie können nichts dafür. Die meisten von ihnen haben tatsächlich den für sie richtigen Beruf gewählt. Was ihnen fehlt ist das Rüstzeug für eine Schule, die mehr ist, als eine Bildungsvermittlungseinrichtung. Die Kinder sind real. Ihre Probleme leben sie auch in der Schule aus. Lehrer, die ihnen etwas beibringen wollen, müssen diese Probleme kennen und damit umgehen können. Dafür brauchts eine gehörige Portion Menschenkenntnis. Doch die haben die meisten Lehrer zuerst nicht. Die Absolventen sind ja selber jung. Und nun stoßen sie hier auf Kinder, die aus Milieus kommen, die sie als Lehrer vielleicht vom Hörensagen kennen. Manchmal reicht es schon, wenn das nur wenige Kinder einer Klasse sind; die mischen sie aber anständig auf.

Und dann muß man als Lehrer Paroli bieten können. Man muß sich durchsetzen, Grenzen setzen. Sie werden mit Aggressionen der Kinder konfrontriert ohne selber mit Aggression antworten zu dürfen. Das aber muß man gelernt haben.

Man braucht Selbstbewußtsein und Courage als Lehrer. Aber man muß auch wissen, weshalb die Kinder so reagieren. Deshalb ist jeder gute Lehrer im Grunde auch ein Psychologe, der sich einen Reim auf das Verhalten der Kinder machen kann und der die notwendigen,  heftigen Konflikte zwischen den Kindern und ihm so steuert, dass er selbst und die Kinder keinen Schaden daran nehmen.

Und deshalb braucht es die Psychologie als Vorbereitung auf den Berufsalltag des Lehrers. Am besten belegen die Studierenden Psychologie während ihres Studiums gleich mit. Oder sie machen ein Psychologie-Aufbaustudium. Vor allem brauchen sie Kinder- und Jugendpsychologie.

Psychologie ersetzt die Menschenkenntnis nicht, aber sie ermöglicht es die unvermeidlichen Konflikte mit den Schülern zu rationalisieren, zu verstehen und mit ihnen umgehen zu können. Und das ist schon mehr, als das heutige Lehramtsstudium bietet.  

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