Klavierkonzert zu vier Händen

Ich war gestern in einem Konzert, spontan entschlossen. Das heißt, eigentlich war ich schon mal vorgestern da. Das war ein Tag zu früh. Folge einer Internet-Fehlinformation.


Das Konzert fand statt im französischen Kulturzentrum statt, Kurfürstendamm 211. Da war ich noch nie.


Es war nicht teuer. 10 € für klassische Musik sind nicht viel.  


Das Publikum bestand aus Franzosen, Chinesen und einigen Deutschen. Die meisten Leute sprachen französisch. Das verstehe ich nicht. Wir wurden auch Französisch, sehr freundlich begrüßt; wie häufig bei solchen Veranstaltungen, nach dem akademischen Viertel. Manche im Publikum regte das auf. Deutsche.


Ein Programmheft gab es nicht. War auch nicht wichtig.


Die beiden PianistInnen Rikako Murata und Pascal Devoyon, er eher klein, aber sehr lebendig mit sprechenden Augen, sie eher größer, aber zurückhaltend. Ich kannte die beiden nicht. Pascal Devoyon führte kurz in jedes einzelne Stück ein, in dem er einen Zettel in der Hand hielt, von dem er aber nicht ablas. Mir schien, er brauchte ihn eher zur Sicherheit.


Sie spielten streckenweise auf hohem Niveau.


Zu Beginn die Sonate für Klavier zu vier Händen von Poulenc. Das ist ein munteres kleines Werk. Sie spielten sie auch munter. Ein wenig zu gleichförmig für meinen Geschmack. Aber sauber, korrekt, auch lebendig.


Danach George Onslow. Von ihm hatte ich noch nie gehört. In der Einführung , die ich ja nicht verstand, fiel der Name Schubert. Ich vermute – Zeitgenosse? Könnte sein. Technisch anspruchsvoll mit vielen schnellen Läufen. Die Pianisten hatten die Rollen getauscht. Jetzt spielte Rikako Murata oben. Das war ein schöner Zug. Das Werk kam mit seinem Schwierigkeitsgrad in die Nähe von Beethoven, das heißt schwer. War aber romantisch. Und manchmal haben die Pianisten das auch gut gezeigt. Insgesamt aber wars kein durchschlagender Erfolg.


Der kam beim Schubert. Da spielte Devoyon wieder oben. Schuberts Ungarisches Divertissement ist auch nicht ganz einfach zu spielen. Merkwürdig, noch am Vormittag hatte ich mit Jorgos über die orientalischen Einflüsse auf die Wiener Musik gesprochen. Hier am Abend waren sie zu studieren.


Spätestens als Devoyon eine solistische Stelle hatte, bekam das Spiel der beiden Tiefgang. Die Intensität ihres Spiels hielt sich bis in den letzten Satz, der wie üblich bei Schubert sehr lang war. Und wie immer nicht ganz leicht, die Spannung zu halten. Sie fiel wieder ab. Zwischendrin aber wars ein hoher Genuss.


Das war ein schöner Abend, mit mehreren Entdeckungen. Was ist Berlin für eine tolle Stadt, die solche Konzerte zu bieten hat. Sie werden kaum beworben, bieten hohes Niveau, sind billig und unkompliziert. Vielleicht nicht für die große Gesellschaft, aber für Liebhaber, die sowieso das Genießen besser gelernt haben.

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