Das Angebot der Türkei vom EU-Gipfel ist unmoralisch

Man stelle sich vor, die DDR hätte Ende der 80-ger Jahre der alten Bundesrepublik vorgeschlagen, ihre Bürger, die illegal die DDR verlassen haben, wieder zurückzunehmen, um im Gegenzug die Genehmigungsquote der Ausreiseanträge zu erhöhen. 

 

So ähnlich sieht das Angebot des türkischen Ministerpräsidenten Davutoğlu aus, um dessentwillen die EU ihre Tagesordnung für den Türkeigipfel am Wochenende gekippt hatte. 

 

Menschenschacher nennt man so was. Die Türkei bietet sich an, Druck von der EU zu nehmen, in dem sie die Drecksarbeit der Flüchtlingsunterbringung übernimmt. Die Mitgliedsstaaten bräuchten sich dann nicht mehr die Finger dreckig zu machen. Griechenland wird leergeräumt. Die Flüchtlinge werden eingesammelt, mit dem Maschinengewehr im Anschlag, denn anders würden sie nicht gehen. 

 

So was geht gar nicht.

 

Und dass die Türkei dafür noch Geld haben will, läßt das ganze aussehen, wie türkisch-europäischen Menschenhandels-Basar. 

 

Abgesehen von den rechtlichen Fragen, die einen solchen Kuhhandel wahrscheinlich unmöglich machen, hält dieser türkische Vorschlag den EU-Ländern einen Spiegel vor, indem sie ihre Fratze der Angst vor Überfremdung und Islamismus und erkennen können. Das gilt vor allem Österreich und den Ländern auf der Balkanroute, aber es gilt auch allen anderen EU-Ländern, wo die Überfremdungsängste überhand genommen haben.

 

Wie schwach muß der Westen sein, wenn er solche Vorschläge ernsthaft diskutieren will. 

 

Sicher, ohne die Türkei gibt es keine Lösung des Flüchtlingszuges, der via Griechenland nach Europa kommt. Und ein vernunftgesteuertes Verhältnis der EU zur Türkei ist schon lange überfällig, nachdem der christliche Club in der EU der Türkei die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, indem sie die Aufnahme der Türkei in die EU tabuisierte, 

 

Das alles aber macht die Türkei noch nicht zu einem menschenfreundlichen Land. Und die EU ist gut beraten, sich ihrer Werte und Rechte zu erinnern, die unseren Kontinent so lebenswert gemacht haben. Wenn die geschliffen werden, leiden wir alle darunter, nicht nur die Flüchtlinge, die jetzt Angst haben wieder zurückgeschickt zu werden. 

 

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