Anti-Braunkohle-Verein gegründet

Ich habe mich am Wochenende an der Gründung des Vereins "Lausitzer Perspektiven e.V." beteiligt. Die Gründung fand in Raddusch statt, einem kleinen Dorf in der Nähe von Vetschau, in meinem ehemaligen Wahlkreis. Sie wurde betrieben von Dagmar Schmidt, einer Schweizerin, die für die European Climate Foundation lange in der Lausitz auf der Suche nach neuen Potentialen unterwegs war, und inzwischen hier wohnt und von Sebastian Zoepp, einem jungen Lausitzer, der im Spreewald ein Umwelt-Bildungswerk betreibt.  

 


"Lausitzer Perspektiven" versteht sich als Plattform für alle Leute, die Interesse an der Entwicklung einer Zukunft für die Lausitz jenseits der Nutzung fossiler Energieträger haben. Sie will zu deren Vernetzung beitragen und so ein Ansprechpartner im zivilgesellschaftlichen und politischen Raum der Lausitz werden. 

 

Sitz des Vereins ist Großräschen. Er versteht sich als Anwalt der ganzen Lausitz, also incl. der Oberlausitz, die überwiegend in Sachsen liegt, und bis nach Zittau reicht. Auch die Oberlausitz ist von der großflächigen Braunkohleverstromung aus DDR - Zeiten heimgesucht worden, als die DDR über 80% ihres Energiebedarfs mit Braunkohle deckte, und dabei rücksichtslos die eigenen Vorräte ausbeutete und Umwelt und Heimat zerstörte. 

 

Mit dem Ende der DDR ging die Braunkohleverstromung deutlich zurück, erfuhr aber 2002/2003 eine Renaissance, als sowohl Brandenburg als auch Sachsen sich für die Erschließung neuer Braunkohletagebaue aussprachen, obwohl sie sich damals bereits im Widerspruch zur Energiepolitik der Bundesregierung - Stichwort Klimawandel und Reduzierung CO2-Ausstoß - bewegten. Aber Braunkohleverstromung war billig und der CO2-Zertifikatehandel funktionierte nicht. Im Gegenteil, er führte zu Fehlallokationen. 

 

In dieser Zeit unternahm der ostdeutsche Energieversorger Vattenfall, der sich im Besitz der schwedischen Regierung befindet, eine starke, und auch stark kompromittierende Lobbypolitik, die jeglichen Widerstand gegen eine Fortsetzung der Braunkohleverstromung isolierte und zur Wirkungslosigkeit verdammte.

 

Inzwischen hat sich in gewisser Hinsicht das Blatt gewendet. Das ostdeutsche Stromgeschäft des schwedischen Konzerns Vattenfall steht zum Verkauf. Die Versuche, das CO2 unterirdisch zu verbunkern sind gescheitert. Und in der Bundesregierung gibt es ernsthafte Bemühungen die ersten Kohlekraftwerke stillzulegen. 

 

Leider reagieren die Brandenburger und Sächsische Landesregierung darauf kaum. Sie waren auf den Ausstieg aus der Braunkohlenenergie nicht vorbereitet; haben ihn ja mehr behindert. Eine neue Energiepolitik in beiden Ländern ist bisher nicht in Sicht. Erst recht keine proaktive Regionalpolitik für die Lausitz. Mehr denn je kommt es jetzt auf Initiativen aus der Mitte der Gesellschaft an.  

 

 

"Lausitzer Perspektiven" ist eine solche Initiative. Sie ist ein Zeichen für ein Umdenken in der Lausitz. Allerdings ein kleines. Dennoch sollte dieses Zeichen nicht übersehen werden, weder von den Lausitzer Bürgern, noch von ihren politischen Interessenvertretern. "Lausitzer Perspektiven" will ein Partner für sie sein, und sich in die Entwicklung einer postfossilen Zukunft engagieren. Das ist jetzt bitter nötig. 

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